Decoration Gymnasion Offenbach e.V. 1983

O-Sport und mehr in Offenbach

Auf und Ab mit Tradition

Weinberg-OL in Klein-Winternheim

Lisa Vollmer beim Zieleinlauf (33.1KB)
Voller Einsatz bis zum Schluß: Lisa Vollmer beim Zieleinlauf.
Mit drei Vertretern war der GO beim Weinberg-OL im rheinhessischen Klein-Winternheim präsent. Wie immer ging es bergauf, bergab, buchstäblich und im übertragenen Sinne, und endete in einer Eisdiele.

Schwach anfangen…

Leider war der Zuspruch an diesem Wochenende bei der 20. Auflage dieser traditionsreichen Veranstaltung des TV Klein-Winternheim insgesamt ausgesprochen gering. Dies lag vermutlich an einem zeitgleich durchgeführten 24-Stunden-OL in Thüringen, der sicherlich zahlreiche Orientierer anlockte, sowie an dem Feiertag, der durch ein verlängertes Wochenende viele zu einem Kurzurlaub animierte. Auch wir waren diesmal “nur” mit drei Protagonisten vertreten, Elisabeth Vollmer, Klaudius Skrzypek und Birger Holtermann.

Der Weinberg-Cup besteht pro Jahr aus einer Serie von vier OLs durch die Reblagen in Ingelheim, Klein-Winternheim, Wörrstadt und Saulheim. Alle diese Orte liegen in Rheinhessen, zwischen Mainz und Alzey, und sind daher aus dem Rhein-Main-Gebiet mit kurzer Anreise zu erreichen. Diese Veranstaltungen sind auch für Nicht-Wettkämpfer sehr interessant, wird doch immer parallel zu den Orientierungsläufen auch Orientierungswandern mit Weinproben direkt an den entsprechenden Lagen angeboten. So kann die ganze Familie einen gemeinsamen Sonntag verbringen: entweder in einem Wettkampf im Laufschritt, oder im gleichen Gelände einer gemütlichen Wanderung in beliebig großen Gruppen von einer Probierstation zur nächsten; das Probierglas griffbereit in einem gehäkelten Köcher um den Hals.

Kartenausschnitt Weinberg-OL Kl.-Winternheim, Bahn 3 (25.9KB)
Beginn der H45 Bahn. In Rot die tatsächlich gelaufene Strecke. Wer findet auf Anhieb das Startdreieck?

Im Computer-Zeitalter werden die Karten jedes Jahr aktualisiert und neu gedruckt. Leider geriet in diesem Jahr der Bahneindruck ein wenig blaß und war daher auf der Karte nur schwer zu erkennen. Darauf wurde schon vor und am Start hingewiesen. Birger war der erste Starter unseres Teams. Und hatte prompt Probleme, auf der im Moment des Startes erhaltenen Karte das Startdreieck zu finden. Um keine Zeit zu verlieren, lief er aber schon mal in die “wahrscheinlichste” Richtung los. Postenkreis 1, Postenkreis 2 auf der Karte waren leicht zu finden, aber wo war der Beginn der freien Orientierung, gekennzeichnet durch das Dreieck? Sollte etwa der zu stempelnde Startposten schon Postenkreis 1 sein? Wie paßte dies zum umgebenden Gelände?

Erst nach schier endlosen drei Minuten, nach erneutem, genauem Kartenstudium tauchte die Linie vom Start zum ersten Posten wie aus dem Nichts im Kartenbild auf: sie verlief genau im Braundruck einer Straße, der man nur hätte folgen müssen. Leider war Birger schon auf einem Parallelweg angelangt und mußte nun einen Umweg zum ersten Posten in Kauf nehmen.

Auch im Postenbereich lief es nicht optimal: wo war die Eisenbahnlinie, wo das östlich gelegene Dickicht, wo die Mulde mit dem gesuchten Posten? Erschwerend kam hinzu, daß inzwischen ja mehrere Startfelder eingetroffen waren und noch zwei weitere Posten in unmittelbarer Nähe für andere Bahnen dort aufgestellt waren. So suchten inzwischen mehrere Läufer und Läuferinnen verschiedene Posten in diesem Gebiet. Durch das nur schwer durchquerbare Dickicht entlang der Bahnlinie führten verschiedene Spuren, und die Karte ließ erwarten, den Posten von dort unten sehen zu können. Dem war aber nicht so. Erst nach knapp 13 Minuten konnte Birger so den ersten Posten finden – blamabel!

Auch den anderen GO-Vertretern ging es nicht wesentlich besser. Sie fanden zwar den relativ direkten Weg zu diesem ersten Posten, hatten aber ebenso Probleme, ihn auf Anhieb zu finden. Zufällig hatten alle Bahnen unserer Läufer und der Läuferin diesen Posten zuerst anzulaufen. Die Kartendarstellung ließ den Postenstandort viel näher an der Bahnlinie erwarten, als er in Wirklichkeit stand. So kam es hier zu den ersten Zeitverlusten bei den meisten, und insbesondere auch unseren Teilnehmern.

… stark nachlassen

Ab dem zweiten Posten lief es für Birger dann wesentlich besser. Die Postenstandorte waren eindeutiger auf der Karte vermerkt, und zwischen den ersten Posten waren noch nicht so viele Höhenmeter zurückzulegen. Daher konnte er einen kleinen Teil des Zeitverlustes im Laufschritt wieder einholen.

Lisa und Klaudius hatten es dann aber nicht so optimal getroffen. Durch die Probleme am ersten Posten noch etwas verwirrt, und durch den für uns nicht ganz so vertrauten Kartenmaßstab 1 : 15.000 fanden beide nicht ganz zu ihrem Rhythmus. Klaudius war zudem noch durch eine Verletzung in Helsa gehandicapt und hatte eine neu erworbene Bandage am Sprunggelenk angebracht. Diese erwies sich für das Laufen jedoch nicht als optimal, so daß er sie schon nach wenigen Posten ablegte – ein weiterer Zeitverlust.

Im Zuge der weiteren Posten fand Birger immer besser in seinen Lauf, und erwischte eine fast optimale Routenwahl. Beim Weinberg-OL ist das offene Gelände in der Regel sehr übersichtlich, und die Postenstandorte sind vergleichsweise einfach: an Wegen und Schneisen, Rebzeilenenden, Hütten, Hausecken und Futterkrippen. In den Weinhängen kann und darf man ausschließlich in Richtung der Rebzeilen laufen, Äcker und Felder dürfen nicht überquert werden. So besteht die Herausforderung darin, eine optimale Laufroute über die Wege, durch Obstwiesen und entlang der Rebzeilen zu finden, quer zur Laufrichtung verlaufende Weinhänge zu umgehen und genau die richtige Schneise durch die Weinlagen zu finden. Nichts ist schlimmer, als den Posten durch zwei Reihen Reben durchschimmern zu sehen und ihn nicht erreichen zu können.

Diesmal kamen auch noch verhältnismäßig viele Postenstandorte in und an Dickichten dazu, oder auf Lichtungen in solchen. Hier galt es, den besten “Eingang” zum Postenbereich zu finden. Hier hatte Lisa erhebliche Probleme, und verlor sehr viel Zeit, bis sie die Posten erreichte. Klaudius gab dann nach ungefähr der Hälfe der Posten auf, nachdem sich seine Verletzung ohne stützende Bandage wieder meldete.

Ende gut? Eis gut!

So gab es auch am Ende und nicht nur im hügeligen Wettkampfgebiet Aufs und Abs zu vermelden. Birger beendete den Lauf nach 1:35 Stunden, seit langer Zeit mal nicht als Letzter. Insbesondere auf den Bergab-Strecken konnte er noch Temporeserven (oder war es eine nutzbringende Anwendung von “träger Masse”?) mobilisieren und einen direkten Mitbewerber auf der gleichen Bahn in Schach halten.

Klaudius Skrzypek kommt ins Ziel (15.3KB)
Klaudius Skrzypek schlich sich nach seiner Aufgabe durch die Zuschauerreihen ins Ziel.

Auch für Lisa endete der Lauf nicht so schlimm wie zunächst befürchtet. Sie belegte schließlich trotz aller eigenen Probleme und ihrer Unzufriedenheit im Ziel den 3. Platz unter 5 gewerteten Läuferinnen und sammelte dadurch wertvolle Punkte für die Weinberg-Cupwertung. Offenbar hatten ihre Mitbewerberinnen mit denselben Problemen zu kämpfen. Nur Klaudius kam durch seine fehlenden Postenstempel nicht mehr in die Wertung dieses Laufes.

Und auch dieser Wettkampf-Ausflug endete wieder ganz so, wie es die Tradition erfordert: in einer Eisdiele.