Decoration Gymnasion Offenbach e.V. 1983

Orientierungslauf und mehr in Offenbach

Der Kompass

Beim OL dient der Kompaß hauptsächlich dazu, die Landkarte einzunorden. Für umfangreiche Kurspeilungen bleibt keine Zeit. Selbstverständlich kannst Du Orientierungslauf auch komplett ohne Kompaß betreiben. Die Karten sind so detailliert, daß Du sie mit einiger Sorgfalt und Übung allein nach dem Geländeeindruck ausrichten und so einnorden kannst. Ein Kompaß beschleunigt diesen Vorgang aber erheblich, da Du nicht erst umständlich die Umgebung analysieren mußt.

Der Kompaß im Wettkampf

Der Kompaß ist ein Hilfsmittel, damit Du die Landkarte möglichst schnell nach Norden ausrichten kannst, also sie einnorden. Hast Du die Karte eingenordet, stimmt ihre Lage mit dem umgebenden Gelände überein und Du kannst einfach die Richtung zum nächsten Posten aus ihr ablesen und in das Gelände übertragen. Da Du beim Orientierungslauf meistens über kurze Strecken orientieren mußt, dies aber mit hoher Geschwindigkeit, bleibt für umfangreiche Kompaßarbeit wie bei einer Langstreckenwanderung wenig Zeit. So dient der Kompaß nur nur ganz selten zum Ablesen und Peilen einer Kursrichtung. Deshalb haben sich im wesentlichen zwei Kompaßtypen durchgesetzt, der Linealkompaß und der Daumenkompaß. Spiegel- oder Peilkompasse werden nicht eingesetzt, weil deren Bedienung im Wettkampf viel zu zeitaufwendig wäre.

Der Linealkompaß

Linealkompaß mit drehbarer Dose
Linealkompaß mit drehbarer Kompaßdose.

Dies ist der “klassische” Kompaß, der auch noch über kurze Distanzen zum Peilen verwendet werden kann. Für Anfänger ist er durch die drehbare Kompaßkapsel einfacher bedienbar und vielseitiger in der Handhaltung und Anwendbarkeit. Deshalb kommt er u.a. noch bei der Kartenaufnahme im Gelände zum Einsatz.

In der Praxis wirst Du bei einem Linealkompaß aber auf die Einstellung der Kompaßdose verzichten, die Bodenlinien auf der Dose ignorieren und die Karte allein nach der Kompaßnadel so ausrichten, daß das rote Ende der Nadel in dieselbe Richtung zeigt wie die Nordlinien der Karte. Eine Mißweisung ist dabei nicht zu berücksichtigen – OL-Karten sind bereits nach magnetisch Nord ausgerichtet. Nun kannst Du dich unter Beibehalten der Kartenrichtung insgesamt so um die eigene Achse drehen, daß die Richtung von dem aktuellen Standort auf der Karte (den Du kennen und mit dem Daumen der Kartenhand anzeigen solltest) zum nächsten Posten vor Dir liegt. Dann stimmt die Lage der Karte mit dem Gelände überein und der gesuchte Posten liegt “geradeaus” vor Dir.

Vor dem Loslaufen solltest Du aber sorgfältig kontrollieren, ob Du wirklich die Nordrichtung der Karte nach dem roten Ende der Kompaßnadel ausgerichtet hast. Sonst droht der berüchtigte 180°-Fehler – Du läufst schlicht in die entgegengesetzte Richtung!

Der Daumenkompaß

Daumenkompaß mit fester Dose
Daumenkompaß mit fester Kompaßdose.

Mit dem Daumenkompaß kannst Du in einem Arbeitsgang die Landkarte einnorden und die Laufrichtung permanent kontrollieren. Damit kannst Du viel Zeit sparen. So hat sich dieser Kompaßtyp für den Wettkampf und fortgeschrittene Orientierer weitestgehend durchgesetzt.

Dieser Kompaß wird mit einer Schlaufe am Daumen befestigt. Die Kompaßplatte ist so geformt, daß sie bei normaler Haltung eine gerade Linie vom Körper weg bildet, die mittig durch die Kompaßdose und damit durch die Kompaßnadel verläuft und in einer Spitze endet. Die gerade Linie stellt die Laufrichtung dar, mit der Spitze kannst Du auf der Karte jederzeit den aktuellen oder zuletzt sicher erkannten Standpunkt anzeigen. Wenn Du dich nun insgesamt mit der gehaltenen Karte und dem Kompaß so drehst, daß die Kompaßnadel parallel zu den Nordlinien auf der Karte verläuft, hast Du gleichzeitig die Karte eingenordet und stehst in Laufrichtung zum nächsten Posten.

Daumenkompasse gibt es in spezieller Rechts- und Linksversion, je nachdem, in welcher Hand Karte und Kompaß gehalten werden sollen. Dies mußt Du für Dich selbst ermitteln; das ist unabhängig davon, ob Du Rechts- oder Linkshänder bist. Die meisten Rechtshänder halten im Lauf Karte und Kompaß in der linken Hand, weshalb dies die populärere und auch hier abgebildete Variante ist. Du solltest vor der Anschaffung eines Daumenkompasses erst einmal ein paar Läufe absolvieren und ausprobieren, wie Du die Karte halten möchtest. Auch das Stempeln am Posten spielt hierbei eine Rolle. Bei den herkömmlichen Kontrollkarten braucht man in der Regel beide Hände dazu, bei den elektronischen Speicherchips reicht meistens eine Hand.